Wir sind weit davon entfernt, in Hinblick auf die Führung und Gestaltung von Unternehmen und Institutionen den Stein der Weisen gefunden zu haben, und wir tun gut daran, dies einerseits zu akzeptieren und andererseits diese Suche aufzugeben. Vor allem die Suche oder Verteidigung von Managementinstrumenten, die in ihrer eigenen Begrenztheit vorwiegend Antworten auf Fragen von gestern ermöglichen. Es geht vielmehr darum, dass sich Menschen in Organisationen den Führungs- und Gestaltungsaufgaben mit all ihrer Verantwortung stellen; dass sie aufmerksam, achtsam und wachsam sind für die vorhandenen Potenziale, Erfordernisse und Begrenzungen ihrer Mitarbeiterinnen, ihrer Organisation, ihrer Kundinnen und Lieferanten, ihrer Region bzw. ihres Standorts – letztlich auch der Natur und der Welt. Das hat viel zu tun mit ihrem bewussten, reflektierten Leben und mit einem umfassenden Blick auf das Wesen ihrer Organisation. Immer wieder erlebe ich die Zusammenarbeit mit solchermaßen gebildeten Führungs- und Beratungspersönlichkeiten als faszinierend und bereichernd.
Für mich bleibt es Aufgabe, Führungskräfte und verantwortungsbewusste Menschen in Organisationen zu begleiten, dass sie selbst als Person und ihre Organisation jeweils ihren Beitrag in der Gesellschaft leisten wollen. Das können sie nicht, wenn sie ihre Leistungen ohne betriebswirtschaftlichen Erfolg erbringen. Aber der ist eine Folge ihrer Gestaltungsarbeit, nicht der Zweck an sich.
Einer meiner Lehrer an der Universität Linz, Univ.Prof. Josef Kolbinger lehrte fast mantramäßig seine Grundauffassung von Wirtschaft: Wirtschaft ist wechselseitige Dienstbarkeit – also keineswegs „jeder gegen jeden“, „Hauptsache mir geht es gut“ oder „am Ende des Tages zählt ja doch nur das EGT“. Führen mit der Haltung der Organisationsentwicklung kehrt dem längst veralteten Konzept des Taylorismus den Rücken. OE-geleitete Führungskräfte sind keine quartalszielorientierten Managerinnen; vielmehr sind sie Führungspersönlichkeiten mit einer professionellen und unternehmerischen Lust an der nachhaltigen und eigenwilligen Gestaltung ihres Unternehmens (im Unterschied zur optimierenden Vermessung des Falschen). Viele von ihnen haben längst empirisch bewiesen, dass es möglich und sinnvoll ist, einen mutigen, beherzten und ganz eigenen (auch betriebswirtschaftlich höchst erfolgreichen) Weg mit ihrem Unternehmen und den darin arbeitenden Menschen zu gehen.
Mich mit meinen Kunden und Klientinnen immer wieder auf dieses Wagnis des eigenen Weges – und er ist stets ein Weg des Herzens! – einzulassen, bleibt mir eine leidenschaftliche Aufgabe und Herausforderung.